Lebensmittel-Einkauf am Ostersamstag

Wenn man ganztägig beruftstätig ist, hat man nicht an jedem Werktag Zeit um Lebensmittel einzukaufen. So hat es sich bei uns eingebürgert, dass wir am Samstag früh den Großteil unserer Lebensmittel einkaufen. Bei Bedarf wird unter der Woche das ein oder andere durch einen oder selten durch zwei weitere Supermarkt-Besuche ergänzt. Meist nur, um Sonderangebote von bestimmten Produkten zu nutzen. Aber meist auch nur, wenn es halbwegs auf dem Heimweg von der Arbeit liegt.

Da wir zu den Frühaufstehern beim Lebensmittelkauf am Samstag gehören, ist es normalerweise noch recht leer und man kann gemütlich einkaufen. Vor längeren Wochenenden und Feiertagen kann sich das aber auch mal ändern. So auch heute Morgen in unserem Stamm-Feinkost-Supermarkt. Ein gemütliches Frühstück am Morgen muß bei uns schon sein. Ohne mein Müsli, welches ich mit selber gezogenen Alfalfa-Sprossen anreichere, geht bei mir gar nichts. Vor acht Uhr sind wir aus der Tiefgarage in Richtung Endersbach gefahren. Als wir durch Grunbach fuhren, dachte ich noch: Ist zum Glück noch wenig los auf den Straßen 😉

Vielleicht haben wir heute Glück? Vielleicht pennen die meisten Leute um diese Zeit noch? Im Ortszentrum von Endersbach nahm der Autoverkehr spürbar zu. Was wollen die alle in diesem Ort? In der Tiefgarage des Einkaufszentrums erblickten wir im obersten Parkdeck keinen freien Platz. Fahren wir halt in die zweite Etage runter. Ups. Auch alles voll mit parkenden Autos. Na dann eben nicht. Weiter in die dritte Etage des Parkhauses. Grrr. Immer noch alles zugeparkt. Ab in das vierte Untergeschoss. Bald sind die Katakomben erreicht, wenn es denn welche in diesem Weinort gäbe.

Aaaah! Endlich ein paar freie Parkplätze! Einparken ist zwar etwas blöd, weil alle Dreier-Reihen bereits mittig zugeparkt sind. Und überflüssigerweise parken diese Mitte-Parker alle irgendwie schepps. Also ist dreimaliges rangieren erforderlich. Ich komme mir vor, wie wenn ich gerade den Führerschein gemacht hätte. Aber meine Frau will auf ihrer Seite auch gerne aussteigen können.

Geschafft. Das Auto ist sauber geparkt. Die Parkscheibe liegt auf 8 Uhr gestellt hinter der Frontscheibe. Meine Frau schnappt sich den faltbaren Einkaufskorb und die leere Kiste Apfelsaft und ich die zwei leeren Sprudelkisten. Wir nehmen aus Fitnessgründen die Treppen. Obwohl gerade ein Fahrstuhl seine verlockende Tür öffnet. Es steigen zwei Personen mit einem kleinen Einkauf in der Hand aus. Treppensteigen gehört nicht zu ihren Stärken.

Das Leergut wird abgegeben und wir nehmen den Bon für die Gutschrift entgegen. Ich schreite zielstrebig auf die Einkaufswagen zu. Die Auswahl ist sichtbar geschrumpft. Sind die alle im Supermarkt unterwegs? Mir schwant übles. Also rein in das Getümmel. Als erstes wie immer zum Brot. Dort wird übrigens noch wie in einer Bäckerei bedient. Brot und Brötchen werden selber gemacht. Welch ein Glück! Die Menschenschlange beim Bäcker ist nicht so lang, dass man im Freien stehen muß! Nach fünf Minuten warten und schieben sind wir bereits an der Reihe.

Bernd der Koch schärft sein Küchenmesser
Bernd der Koch schärft sein Küchenmesser

Ich liebe diesen Laden. Trotz der vielen Menschen wird fast immer sehr flott bedient. Die umfangreiche Käsetheke sparen wir uns heute. Wir bedienen uns aus dem Kühlfach. Die Auswahl ist zwar geringer aber mit Sicherheit immer noch vielfätiger als in den meisten Supermärkten.

Verschiedene Milchprodukte werden in den Einkaufswagen gepackt. Bei der Wurst fällt meiner Frau ein, dass sie Creme Fraiche vergessen habe. Also tummele ich mich an diversen Einkaufswagen zu den Milchprodukten zurück und schnappe mir eine frische Creme Fraiche. Als ich zur Wursttheke zurück möchte, ist meine Frau von mehreren Einkaufswagen eingekesselt.

Um unnötigen Konflikten mit gestressten Rentnern aus dem Weg zu gehen, mache ich einen Umweg über die Obst- und Gemüsabteilung. Spargelzeit. Die meisten stehen in einer Schlange und wollen ihren Spargel mit einer Höllenmaschinen schälen lassen. Es wird etwas eng, da ich einen Bund Frühlingszwiebeln benötige. Zum Glück bin ich vom vielen Sport schlank und kann mich an der Menschenschlange erfolgreich durchschlängeln.

Für das weitere Fortkommen entscheide ich mich für den Umweg um die Gemüseabteilung herum. Da gibt es weniger Stau durch Menschen. An der Tiefkühlware vorbei führt mich mein Weg wieder zur Wursttheke. Beim Fleisch stehen gerade nur drei Kunden. Das wäre der richtige Zeitpunkt um sich dort anzustellen. Meine Frau hört mich in dem Getöse am Wurststand allerdings nicht und kann mir nicht mitteilen was wir an Fleisch benötigen. Also warte ich bei den Tiefkühlwaren, abseits der Menschenansammlung bei der Wurst.

Beim Fleisch hat sich mittlerweile eine große Menschenansammlung gebildet. Der Metzgermeister bleibt gelassen und grüßt mich. Man kennt sich ja. Seit über zehn Jahren kaufen wir hier fast jeden Samstag ein. Und in der S-Bahn, auf dem Weg zur Arbeit, sieht man sich morgens auch manchmal. Ich bekomme einen Einkaufswagen in den Rücken gerammt. Entschuldigung? Fehlanzeige. Der Opa hat es gar nicht bemerkt und drückt in unregelmässige Abständen immer wieder mit seinem Einkaufswagen gegen meinen Rücken. Zum Glück mache ich 3-4x die Woche etwas Krafttraining und kann erfolgreich dagegen halten.

Endlich geht es weiter. Noch einmal zum Obst und Gemüse. Mein Frau taucht an die Gemüsefront ab und zwängt sich zwischen die anderen kaufwilligen Kunden. Mit Erfolg kann sie auch bald ihre Bestellwünsche loswerden. Weißer Spargel aus Bruchsal ist im Angebot. Da ich Schwabe bin und in Schmiden aufgewachsen bin, nehmen wir den Schmidener Spargel. Den finde ich etwas zarter und feiner als den aus Bruchsal. Nicht weil manche Schwaben eine Antipathie gegen Badener haben, sondern weil er wirklich feiner schmeckt. Die 1a-Spargelstangen aus Bruschsal sind mir viel zu dick. Während meine Frau Tomaten, Zucchini und anderes Gemüse ordert, hole ich noch eine Ingwerknolle. Unter Einsatz meines sportlichen Geschickes und meiner Körperkraft gelingt es mich durch die Meute zu mogeln. Hin und zurück wird zu einem unberechenbaren Hindernislauf.

Langsam geht mir die Kondition aus. Und mit der schwindenen Kondition lässt auch die Konzentration merklich nach. Und schon ist es passiert. Vor mir bremst eine Oma plötzlich ab und ändert schlagartig die Gehrichtung um 180 Grad. Ich fahre ihr voll in die Hacken. Ich möchte mich entschuldigen. Aber die Oma ist schnell im nächsten Seitengang verschwunden.

Seltsam. Sonst ist bei solchen Auffahrunfällen immer ein großes Geschrei und Gejammer die Folge. Aber heute sind wohl auch die Rentner so mit Oster-Adrenalin vollgepumpt, dass sie gar keinen Schmerz spüren?

Soll mir auch recht sein. Wir wollen ja noch in der Fischabteilung einen Graved Lachs für das Mittagessen holen. Ich dachte Karfreitag war gestern? Warum stehen da soviele an der Fischtheke? Meine Frau entscheidet sich für die Guerilla-Taktik und stellt sich am anderen Ende an. Oft funktioniert es und man wird oft als nächstes bedient. Heute allerdings nicht. Vor uns ist eine Oma die ebenfalls Räucherlachs möchte. Zuerst kann sie sich bei der Auswahl nicht entscheiden. Dann nimmt sie von vier verschiedenen immer nur zwei Scheiben. Der Arbeitaufwand für die Bedienung ist dadurch viermal so hoch. Dann mogelt sich noch eine Frau in unserem Alter vor und braucht eine Scheibe Räucherlachs zum dekorieren. Ein Lachsröllchen möchte sie daraus gestalten.

Nach gefühlten zehn Minuten sind wir endlich an der Reihe. Sechs Scheiben Orangen und ich weiß nicht mehr was für Kräuter Lachs. Warum sind wir in gerade mal in einer gefühlten Minute schon bedient? Muß wohl daran liegen, dass wir genau wissen, was wir einkaufen wollen? Oder hat die Verkäuferin einen Zahn zugelegt? Egal. Hauptsache es geht weiter. An den Kassen haben sich lange Schlangen gebildet. Ich komme mir heute wie in der Wilhelma bei den Reptilien vor. Überall wo man hinkommt gibt es Schlangen.

Wir entscheiden uns für die letzte Kasse. Logischerweise ist es die längste Schlange. Aber durch die Zeitschriften ist das Warten kurzweiliger. An der Kasse sind wir ein eingepieltes Team. Ich bepacke das Laufband. Nach dem scannen packe ich die Waren in den Einkaufskorb und Einkaufswagen. Meine Frau bezahlt. Meist mit EC-Karte. Frohe Ostern wünscht uns die fröhliche Kassiererin. Wir erwidern den Gruß.

Zwei Kisten Sprudel sind noch in der Getränkeabteilung abzuholen. Keine Wartezeit. Keine Menschenschlange. Danach geht es in das Parkhaus. Ich glaube es nicht. Ein Fahrstuhl ist gerade frei und leer! Gas geben und schnell sicherstellen. Ab in das vierte Untergeschoß.

Als ich gerade mit dem Einkaufswagen aus dem Fahrstuhl schiessen möchte, werde ich von drei wirren Autofahrern ausgebremst. Alle drei stehen an drei verschiedenen Stellen. Sozusagen an einer Kreuzung. Alle drei sind stark verwirrt und wissen nicht wer nun Vorfahrt hat?

Ich nutze die Verunsicherung und laufe mit meinem Einkaufswagen mittendurch. Verdutzte Gesichter. Der Einkauf wird ins Auto gepackt. Ein Auto wird von einem älteren Herr im Schritttempo bewegt. Seine wohl 80jährige jüngere Begleitung winkt ihm zu einer Parklücke über das gesamte Parkdeck. Beim einparken sind sieben Rangierversuche erforderlich. Ordnung muß sein 😉

Schnell raus aus meiner Parkbucht. Es kommen schon die nächsten von oben in das vierte Untergeschoß. Auf dem Weg nach oben gibt es nur einmal Gegenverkehr. Wußte gar nicht das schon wieder Helloween ist? Normalerweise fahren wir aus dem Parkhaus nach rechts raus. Aber da tummeln sich schon viele Autos. Also entscheide ich mich heute für die Linke Variante. Vor mir schleicht ein Rentenempfänger mit Tempo 30. 50 KM/h wären erlaubt. Nicht aufregen. Bald haben wir es geschafft. Am nächsten Kreisverkehr biegt er in unsere Richtung ab. Und an der ersten Ampel trennen sich unsere Wege. Endlich freie Fahrt.

Auf dem Rückweg fahren wir wieder durch Grunbach. Mitten im Ort müssen wir abbremsen. Mein Vordermann hubt wie verrückt und gestikuliert mit beiden Armen und Händen. Als er weiterfährt sehe ich was seinen Ärger hervorgerufen hat. Ein PKW-Fahrer hat links geparkt. Zwar nicht nach der Stvzo. Mich stört es aber kaum. Wenn er da nicht mit seinem Hinterteil auf der Straße gestanden hätte und somit den Verkehr blockiert hätte. Dabei gab es 20 Meter weiter einen großen Parkplatz wo die meisten Parkstellen frei waren. Gratisparkplätze?!

In Geradstetten angekommen parkten wir zum Entladen unser Auto vor dem Haus. Heute gab es keine Vorkommnisse mit vorbeifahrenden Autos oder Radfahrern. Das Auto wurde entladen und in die Tiefgarage gefahren.

Der heutige Einkauf hat einen kompletten Abenteuerurlaub erspart!
Was habt ihr so bei euren Ostereinkäufen erlebt?

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